Der am 10.7.1772 geborene Vater von Balthasar Neuner heißt Philipp Neuner und stammt aus Leutasch, Ortsteil Gasse. Dort heißen die Familienmitglieder seit vielen Generationen mit ihrem Hausnamen „Kurrer“. Dies mag auf den ersten Blick für Insider etwas verwunderlich klingen, kennt man doch als „Kurrer“ heute Familien mit dem Namen Krug. Wie die Krug-Familie den alten Vulgonamen „Kurrer“ der Neuner-Familien übernommen hat, steht hier.
Balthasar Neuners Mutter Anna Zunterer kommt am 22.2.1773 in Seefeld auf die Welt, sie stammt aus einem damals großen Seefelder Familienclan. Fast alle alteingesessenen Seefelder finden in ihrer Ahnenreihe irgendwo einen oder eine „Zunterer“. Umso bedauerlicher, dass dieser für Seefeld so typische Familienname in unserem Dorf heute ausgestorben ist. Näheres zum Seefelder Zunterer-Clan findest du hier.
Balthasars Eltern Philipp Neuner und Anna Zunterer heiraten am 9.11.1801, als Trauzeugen fungieren der Lehrer und Organist Anton Zunterer und Joseph Suitner, beide aus Seefeld. Die Eheleute schenken 7 Kindern das Leben:
- Agnes, geb. 1802, verst. 1856, ledig,
- BALTHASAR, geb. 1804, verst. 1866,
- Anton (v. Padua), geb. 1806, verst. 1875,
- Georg, geb. 1809, verst. 1836, ledig,
- Theres, geb. 1811, verst. 1859, ledig,
- Alois, geb. 1817, verst. 1864, led,
- Magdalena, geb. 1819, Todesjahr unbekannt.
Einige Details zu diesen Geschwistern von Balthasar Neuner:
Agnes Neuner erblickt als erstes Kind der jungen Familie am 19.8.1802 um 10:00h vormittag das Licht der Welt, sie ist also ein Kind der Flitterwochen der Eltern – wenn es so etwas damals bereits gegeben hätte… Ihre Taufpatin ist Josefa Kammerlander. Agnes wird 1806, gemeinsam mit dem jüngeren Bruder Balthasar, mit vier Jahren in Mittenwald gefirmt , mit weiteren 45 anderen Firmlingen, alle zwischen 1 1/2 und 7 Jahre alt. Agnes Neuner wird ledig und zu Hause bleiben. Bei Rechtsgeschäften ird sie immer wieder vom Vater vertreten, offensichtlich ist sie in irgendeiner Form gehandicapt. Am 15.4.1856 verstirbt sie mit 54 Jahren an „Blutbrechen“.
Balthasar Neuner: siehe die betreffenden Seiten.
Anton Neuner kommt vier Jahre nach seiner älteren Schwester Agnes und zwei Jahre nach seinem Bruder Balthasar am 29.11.1806 kurz nach Mitternacht auf die Welt, Taufpate ist wie beim Bruder der Balthasar Tiefenbrunner. 1812 wird er in Mittenwald gefirmt, sein Firmpate ist der Nachbar Michl Gapp. Anton wird nach dem Tod seiner verwitweten Mutter im Jahr 1837 den elterlichen Viertel-Hausanteil übernehmen. Später kommt auch der zweite Viertelanteil in seinen Besitz. Er verkauft aber unmittelbar danach (1844) den ganzen Besitz an den Nachbarn und Firmpaten Michl Gapp „Schwab“. Mit dem Erlös fertigt er einerseits die noch lebenden Geschwister nach den bestehenden Vereinbarungen ab,mit dem verbleibenden Geld baut er sich offensichtlich in Thaur eine Existenz auf, er wird Hausbesitzer und Brantweinhändler. Den Vater Philipp Neuner nimmt er mit nach Thaur, wo er 1857 als 80jähriger Witwer verstirbt. Ebenso ist seine Schwester Theresia in Thaur (siehe unten).
Anton Neuner gründet in Thaur eine Familie. Er heiratet dort mit 36 Jahren am 3.6.1844 im Haus 161 1/2 (offensichtlich heute überholte Hausnummer) die 26 jährige Katharina Haidegger aus der Kuratie St. Jodok. Deren Eltern sind die Bauersleute Josef Haidegger und Gertraud Vogelsberger. Trauzeugen sind Josef Statter(?), Chirurg in Hall und Franz Haidegger, Zimmermeister. Im Haus, das später als „Schatzhaus“ bezeichnet wird (siehe Hausbesitzer Schatz unten), wohnt u.a. eine Familie Holzknecht, einer ihrer Nachkommen ist Heinz Holzknecht, renomierter Fotograf in Seefeld („Haus Mirabell“).
Anton Neuner, in Thaur „Kurry“ (wohl von „Kurrer“) genannt, und Katharina Haidegger schenken zwar 5 Kindern das Leben (alle kommen im Haus 161 1/2 auf die Welt), verlieren diese (bis auf eine Tochter) aber schon sehr früh:
- Anna Neuner, 18.5.1845, Patin ist Anna Schott verehel. Müller. Anna verstirbt noch als Säugling.
- Anna Neuner (nachgetauft), 28.4.1846 – 20.4.1847, Patin wie oben. Auch sie verstirbt nach kurzer Zeit.
- Anna Neuner (nachgetauft), 23.7.1848 – 26.4.1902, Patin: ebenfalls Anna Schott, verehelicht in Thaur.
Anna Neuner heiratet am 11.6.1867 auf dem Georgenberg den Joseph Schatz (10.3.1841 – 26.4.1892) Bauer in Thaur Nr. 131 (Eltern: Josef Schatz+ und Katharina Troger), Trauzeugen sind die Thaurer Bauersleute Johann Schatz und Simon Frech. Sie übernimmt als einzig überlebendes Kind der Familie 1875 das Elternhaus, ihr Mann Joseph Schatz zieht zu ihr, seit dieser Zeit bezeichnet man das Haus am Dorfplatz Nr.4 (frühere Nummern 161 bzw. 52) in Thaur als „Schatzhaus“. Das Haus hat in der Folge eine wechselhafte Geschichte mit häufigem Besitzerwechsel. 1976 wird es abgebrochen, heute steht dort das „Gemeindehaus“ (Apotheke, Bücherei etc.).1.
Anna Neuner verstirbt als Witwe mit 54 Jahren an „Erschöpfung“ im Haus Nr. 52, in dem schon der Großvater Philipp Neuner, die Tante Theresia Neuner und die Mutter Katharina Heidegger verstorben sind.
- Johann Bapt. Neuner, 28.5.1850 – 15.3.1851, Pate: Johann Frech, Bauersmann in Thaur. Auch dieser einzige Sohn der Familie verstirbt.;
- Maria Neuner, 19.8.1851 – 22.6.1852, Patin: Anna Schott, Bäuerin.
Anton Neuner verstirbt im Krankenhaus in Hall am 15.4.1875 mit 69 Jahren „an Entkräftung“, Katharina Neuner geb. Haidegger verstirbt als Witwe 4.1.1887 mit 69 Jahren „an Altersschwäche“ im Haus Nr. 52
Georg Neuner wird am Nachmittag des 24.4.1809 geboren und gleich anschließend getauft, sein Pate ist wiederum Balthasar Tiefenbrunner. Am 12. April 1809, also knapp zwei Wochen vor Georgs Geburt, wehren sich die aufständischen Tiroler in der ersten Bergiselschlacht südlich von Innsbruck gegen die bayrische bzw. französische Besatzungsmacht. Georg wird im September 1812 in Mittenwald gefirmt, sein Pate ist Mathias Heigl. Unter den 50 Firmlingen sind auch seine jüngere Schwester Theresia und der zweieinhalb Jahre ältere Bruder Anton. Georg wird nur 27 Jahre alt, er stirbt, ein Jahr vor seiner Mutter, am 10.8.1836 in Innsbruck „an der Cholera“. Er ist damit eines der allerersten Opfer der bis dahin in unserem Land unbekannten Seuche. Erst Anfang August 1836 wurden die ersten Cholerafälle im bayrisch-österreichischen Grenzgebiet, konkret in Mittenwald, gemeldet.
Von Theresia Neuner, die mitten im Winter am 16.1.1811 zu Mittag auf die Welt kommt, und die von Agnes Kluckner vereh. Seyrling „aus der Taufe gehoben“ wird, hören wir später nicht mehr viel. Gefirmt wird sie mit 1 1/2 Jahren 1812 in Mittenwald, ihre Firmpatin ist Magdalena Neuner (geb. Rödlach), die Frau ihres Onkels Erasmus Neuner. 1837 ist sie bereits „in Thaur zu Diensten“ (lt. Nachlasshandlung der Mutter Anna Zunterer), wo sie bis an ihr Lebensende bleibt. 1859 verstirbt sie ledig mit 48 Jahren an Typhus, zwei Jahre nach ihrem Vater Philipp Neuner, wir er im Haus ihres Bruders Anton Neuner.
Alois Neuner, geboren in der Nacht des 10.4.1817, Taufpate ist wiederum Balthasar Tiefenbrunner. Alois wird 1824 gefirmt, Pate ist der Onkel und Sagschneider Erasmus Neuner. Die bayrische Regentschaft ist vorüber, deshalb ist die Firmung nun in Flaurling. Firmspender ist der erst vor Kurzem geweihte Franz Xaver Luschin, Bischof von Trient. Alois Neuner wird Tischler. Auch er kann keine Familie gründen und verstirbt „an Typhus“ (wie seine Schwester Theres, s.o.) am 31.5.1864 ledig mit 47 Jahren im Elternhaus, das inzwischen dem Gapp Michl „Schwab“ gehört, der das Haus vom Bruder Anton Neuner gekauft hat (siehe oben).
Magdalena Neuner, das jüngste Kind der Familie, kommt ebenfalls in der Nacht (um 1:00h, wie die Brüder Anton und Alois) auf die Welt. Die Mutter Anna Zunterer ist bei ihrer Geburt 36 Jahre, der Vater Philipp Neuner 37 Jahre alt. Geburt und Taufe datieren mit 7.4.1819. Die Taufpatin ist wie bei einigen Geschwistern die aus Leutasch stammende Magdalena Rödlach, vereh. Neuner, „Bäuerin auf der Säge“. Auch hier bekommt das Taufkind den Vornamen der Patin. Magdalena Rödlach ist auch die Firmpatin von Magdalena Neuner, die gemeinsam mit dem jüngeren Bruder Alois und insgesamt 125 (!) anderen Kindern 1824 in Flaurling gefirmt wird. Auch von Magdalena wissen wir nicht sehr viel, 1844 (siehe Anmerkung bei Schwester Theresia), also mit 25 Jahren, scheint sie als ledige Mitbewohnerin im Elternhaus auf. Im Seefelder Sterbebuch findet sich keine Eintragung, sie dürfte entweder geheiratet und/oder (ev. auch ledig) von Seefeld weggezogen und „auswärts“ verstorben sein.
- Die Geschichte der Häuser&Höfe in Thaur, Gemeinde Thaur 2002 [↩]